Museum Angerlehner in Thalheim bei Wels
EU-weiter geladener Wettbewerb 2010 11 | Baubeginn 2012 05 | Fertigstellung 2013 08
In den ehemaligen Montagehallen eines Werkzeugstandortes entstand – im Spannungsfeld zwischen industriellen Nachklang und einer neuen artifiziellen Nutzung – ein Museum für zeitgenössische Kunst. Die Hallenvolumen mit der ursprünglichen Werkhallen-Atmosphäre soll ab jetzt ausschließlich der Kunst und den Museumsbesuchern vorbehalten sein.
Der Museums-Shop, der Kassenbereich mit Back-Office und der Garderobenbereich empfangen den Museumsbesucher im Bestands-Zwischentrakt. In diesem Bereich werden die vorhandenen kleinteiligen Raumstrukturen zurückgebaut. So entsteht eine knapp 50 Meter lange Raum-Spange zwischen Aiterbach- und Ascheter Straße, welche die bipolare Anbindung des Museums zwischen Thalheim und Wels thematisiert und den Bau zwischen Ufervegetation und Stadt verortet.
Über dieses Foyer erreicht man die Eingangshalle. Das offen-einsichtige Schaudepot flankiert diese Erste der beiden Hallen über ihre ganze Länge. Von hier aus erreicht man die Ausstellungsflächen in der zweiten Halle bzw. über eine breite Treppenanlage die Foto-, Grafiksammlung und die Kabinette im Obergeschoß.
In den Bestandshallen werden alle verbliebenen Wand- und Deckenoberflächen mit einem matt-schwarzen Anstrich verschmolzen. Vor diesem „Werk-Rahmen“ zeichnen sich die frei positionierten Halleneinbauten wie Schaulager, Erschießungskerne und Ausstellungsräume als „Schatullen“ und weiße Implantate zum bestehenden Hallenraum ab.
Die weißen Ausstellungswände leiten durch das Museum und bilden einen unaufdringlichen Hintergrund für die Kunstwerke. Die Architektur gibt der Kunst Raum – die gleichzeitige Modularität bietet dabei eine Vielzahl räumlicher Variation, sodass man ebenfalls von einer „Sammlung von Räumen“ sprechen kann. Diese Ausstellungsräume sind geprägt von einem Wechselspiel von hohen und niedrigen Raumsequenzen.
Dazu vermerkte Romana Ring in ihrem Text:
„Verkörpern Kunst und Technik Gegensätze? Oder sind sie vielmehr die beiden Seiten einer Medaille, die unsere Zivilisation hervorgebracht hat? Das eben fertig gestellte Museum Angerlehner in Wels-Thalheim ist ein schönes Beispiel für die Annahme, dass Technik und Kunst aus dem gleichen Geist entstehen. Und es bringt die Architektur als verbindende Kraft überzeugend ins Spiel.
[…] So hat Wolf Architektur die heikle Aufgabe gelöst, ein Haus zu schaffen, das sich zu seiner Vergangenheit bekennt, während es in die Zukunft schaut; ein komplexes Gefüge, das seine Logik offen legt und seine Geheimnisse für sich behält; Räume, die zeigen, wie eigenständig Architektur sein kann, gerade weil sie sich mit ganzem Herzen in den Dienst ihrer Nutzung stellt.
[…] Das Museum Angerlehner löst eine Überzeugung ein, die den in allen Phasen des Projektes mit entschiedener Leidenschaft agierenden Bauherren, Heinz Angerlehner, wohl begleitet hat: Architektur kann kluge Antworten geben, wenn man nicht müde wird, zur richtigen Zeit die richtigen Fragen zu stellen.“